Termin beim MDK
von Nicolas Cay
Ich war heute beim MDK zum persönlichen Gespräch. Es ging um meine Mastektomie am 18.12.
Hier ein Bericht zu meinem Besuch dort.
Vorab hatte ich schon beide Gutachten für die Vornamensänderung eingereicht, meinen endokrinologischen Befund vor und nach Beginn der Hormonbehandlung, eine nervenärztliche Bescheinigung von meiner Psychologin und schließlich noch meine frischgebackene Vornamensänderung.
Am Telefon hatte Dr. X. gesagt, der Termin heute wäre nur noch mal eine formale Sache. In dem Glauben, ich stell mich ihm vor, wir reden kurz und dann sagt er schon „ja“ zu dem Antrag, bin ich los.
Er holte mich persönlich im Wartezimmer ab und wir gingen 2 Etagen höher in sein Büro/seine Praxis. Machte einen ganz vernünftigen Eindruck. Er ist schätzungsweise Anfang vierzig, also noch relativ jung für jemanden, der sich am Telefon so alt anhört :o)
Dann ging er mit mir fast jede Zeile meiner beiden Gutachten durch, stellte Fragen, hinterfragte meine Antworten, machte Notizen. Mehr und mehr schwand meine Zuversicht. Er kam mir wirklich sehr kritisch vor. Immer wieder Fragen, ob der Entschluss für die OP denn wirklich feststeht.
Als die Gutachten von vorne bis hinten ausgelutscht und blutleer auf seinem Schreibtisch rumlagen, war ich noch lange nicht fertig. Dann wurden aus dem Stehgreif Fragen, Bemerkungen und ähnliches auf mich abgefeuert. Meine verbalen Reaktionen wurden beinahe wortgetreu mitgekritzelt. Ich denke, Sinn der Übung war, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und möglichst plausibel zu antworten. Bei einem etwas hitzigen Gegenüber könnte der liebe Doc eventuell Würgespuren davontragen. Ich war manchmal kurz davor!
Nichtsdestotrotz habe ich versucht, ihm mit Humor zu begegnen, denn böse meint er es ja gar nicht. Vielmehr, denke ich, will er prüfen (und das sehr vehement), wie ernst einem das Anliegen ist. Er nimmt einen wirklich unter Beschuss und verlangt einem viel Nervenleistung ab. Dann kann er sich aber sicher sein, dass man den Entschluss zur OP nicht halbherzig gefasst hat.
Anscheinend habe ich mich ganz gut geschlagen. Er wird seine Notizen jetzt zu einem Bericht verwursten und den „Ich mach es eilig!“ zur Krankenkasse schicken.
Dann zeigte ich ihm noch kurz meinen Bolero und war entlassen. Das Gespräch hat über eine Stunde gedauert.
Das war mit Abstand das anstregendste Erlebnis, was ich mit Psychologen bzw. Gutachtern je hatte. Aber es hat mir auch gezeigt,
dass ich die OP wirklich will und meinen Weg richtig gewählt habe. Wahrscheinlich hätte ich sonst schon früher aufgegeben.
Angst muss man vor dem MDK eigentlich nicht haben. Man muss nur für sich selbst seinen Standpunkt klarhaben und den Leuten, die einem Steine in den Weg legen wollen, diesen zum höchsten Preis verkaufen. Den Eindruck hatte ich jedenfalls!
Das war´s von mir.
Ein müder, aber ganz offizieller
Nicolas Cay