Ich bin Ich
von Marlon-Luuz
Mein Name ist Marlon – Luuz und ich bin ein 16 jähriger Transjunge. Meine Eltern waren schon immer für mich da, und gaben mir schon immer den Freiraum, den ich brauchte. Ich konnte mich selbständig entwickeln, für meine Eltern stand schon immer im Vordergrund, dass es mir gut geht und ich glücklich bin. Meine Dankbarkeit ist nicht in Worte zu fassen. Ohne sie wäre ich jetzt nicht so weit, wie ich es jetzt bin.
Ich bin mittlerweile fast 4 Monate auf Testosteron, hatte meine Gutachten für die Namens -und Personenstandsänderung schon und habe mein Vorgespräch für die Mastektomie in einem Monat. Der Gutachter der gleichzeitig beim MDK arbeitet, erlaubt mir ein Vorziehen der Mastektomie. Das alles hätte ich ohne meine Eltern nie geschafft. Bei jedem Gespräch sind sie dabei. Egal ob beim Endokrinologen oder bei den Gutachtern, ich habe sie immer an meiner Seite. Wenn es mir schlecht geht, reden sie mit mir. Direkt nach meinem Outing stand für sie fest, dass sie mich auf meinem Transweg begleiten werden. Ich habe meine Transition vor einem Jahr angefangen. Ich hätte nie gedacht, dass wir in dieser Zeit so viel erreichen können. Ich rede bewusst von einem “ wir“, denn alleine hätte ich es so nicht geschafft.
Ich bin unfassbar dankbar für alles, denn ich bin heute der Mensch der ich bin. Ich muss mich nicht mehr schämen, wenn man mich ruft, denn ich werde jetzt mit meinem männlichen, zu mir passenden Namen gerufen. Ich muss nicht mehr den unpassenden weiblichen Namen hören, und mich jedes mal schämen, wenn ich den Namen höre. Ich muss mich auch nicht mehr schämen, auf Toilette zu gehen, denn ich habe endlich den Mut auf die Männertoilette zu gehen.
Was ich sagen möchte ist, dass man es schaffen kann. Man braucht Mut, Ehrgeiz und Menschen die einem helfen und einen begleiten. Es ist ein wundervolles, befreiendes Gefühl, man selbst sein zu können. Und heute, bin ich dankbar so zu sein wie ich bin und das erlebt haben zu dürfen, was ich bis heute erlebt habe. Ich habe viel gelernt und viele wertvolle Erfahrungen gemacht.
Natürlich war es nicht immer einfach, zum Beispiel auf meiner alten Schule. Ich wurde als Kampflesbe oder Transe betitelt, man ignorierte mich weil sie mich alle komisch fanden, ich war immer alleine. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, habe ich in dieser Zeit viel gelernt und diese Zeit hat mich viel stärker gemacht. Es mag komisch klingen, wenn ich sage, ja ich bin auch dankbar dafür, so geboren zu sein, wie ich geboren wurde. Als Transjunge. Aber ich habe so viel gelernt und hatte so viele wundervolle Momente gehabt und bewusst erlebt die ein Cis- Mann vielleicht nicht erleben durfte.
Zum Beispiel meine erste Testospritze, dieses Gefühl war einfach unbeschreiblich schön. Oder die ganzen positiven Worte nach meinem Outing, sie haben mich alle gestärkt. Ich durfte den Unterschied zwischen echten und falschen Freunden kennenlernen. Die echten sind bei mir geblieben und helfen mir, begleiten mich. Die falschen, haben mich fallen lassen. Ich bin einfach glücklich, dass ich leben kann wie ich möchte und wie ich mich fühle.
Ich bin ein Teil der Transfamily und ja es ist wirklich eine Familie. Man kann miteinander über alles reden, man ist füreinander da, man schätzt sich gegenseitig und man weiss was die anderen durchgemacht haben. Das Gefühl ist unbeschreiblich, es ist so schön ein Teil davon sein zu können. Ich bedanke mich bei meinen Leuten sehr oft aber meine Dankbarkeit ist nicht in Worte zu fassen. Ich bin ich und ich bin heute stolz darauf, ich sein zu können und vor Allem es sagen zu können, denn ich hätte diese Worte früher nie sagen können.
Mein Name ist Marlon- Luuz und ich bin ich.