Die Frau fürs Leben ?!
Viele sind der Meinung das man als Transmann oder Transfrau kein Recht oder gar keine Chance auf eine „normale“ Partnerschaft hätte. Ich selbst war lange Zeit auch dieser Meinung und habe es mir nur mehr als kompliziert vorgestellt wenn ich jemals eine Frau kennen lernen würde die mich so nehmen würde wie ich nun mal bin. Ich dachte mir tausend grauenhafte Körbe aus und einer war schrecklicher als der andere .Ja ich hab mich fast in einen Wahn gesteigert. Warum auch immer…
In der Zeit als ich noch „ohne“ war , sprich ohne Hormone , hatte ich so gut wie gar keine feste Bindung. Außer die zu meinem Ehemann und die verlief ja mehr auf Geschwisterlicher Ebene. Was das Thema Frauen anging so blieb es bei mir vorerst beim Spechten und Gucken alles andere war Wunschdenken.
Erst als ich anfing Hormone zunehmen und sich somit meine Stimme wie mein Passing änderte wurde ich zuversichtlicher und mutiger…und dreister. Flirten war ab nun irgendwie keine Frage mehr und baggern schon gar nicht. Ich war innerlich losgelöster. Nur bei dem Thema Sex hatte ich noch bedenken und war hier noch zögerlich. Ich bevorzugte es mit diesen Dingen zu warten bis die Auserwählte mich und ich sie besser kennen würde .
Wie brachte ich es den Frauen bei, dass ich kein Cis-Mann war ?
Mit der Wahrheit ! Natürlich fiel ich nicht mit der Tür ins Haus , sondern versuchte den Zeitpunkt günstig aus zu wählen und vor allem versuchte ich es frühzeitig zu erzählen. Frühzeitig hieß für mich bevor erste Zärtlichkeiten , Küsse oder gar mehr ausgetauscht wurden. Also noch in der verbalen Kennenlern-Phase. Das es aber für den richtigen Zeitpunkt kein festes Konzept gab merkte ich schon bald. Denn mal war es am Telefon als ich mit der Wahrheit raus rückte , mal bei einem romantischem Candligth Dinner oder per Brief oder oder…Was mich persönlich dabei immer wieder überraschte war die Gelassenheit mit der die Frauen reagierten. Als ob es nie was andres gegeben hätte und eigentlich schon immer klar war. Bis auf eine Frau hatte keine ein großes Problem damit und das gewisse Etwas in der Hose spielte überhaupt keine entscheidende Rolle so wie ich zuerst dachte um mich als echter oder wahrer Mann zu sehen. Selbst wenn die Beziehung in die Brüche ging war das Thema Trans nie der eigentliche Grund weshalb man auseinander ging. Das mag sich jetzt alles ziemlich leger und einfach lesen aber es war wirklich so bei mir.
Was ging einer Frau bei der ganzen Wahrheit durch den Kopf ?
Wie schon gesagt manche akzeptierten es mit einer ziemlichen Gelassenheit die mir fast unheimlich war , aber mich auch erleichterte. So kam ich nicht in Zugzwang. Sie fanden es cool nun auch mit einem Mann über das Kinderkriegen so richtig sprechen zu können oder eben in den kritischen Tagen absolut verstanden zu werden ohne genervten Gesichtsausdruck wenn es hier und da mal ziepte. Andere fragten sich wiederum ob sie lesbisch oder bi veranlagt wären .
Wie genau hast Du es gemacht die Frauen auf zu klären ?
Mit viel Rücksicht , Gefühl und der Wahrheit und natürlich mit dem Angebot an Infos zu dem Thema wenn sie es wünschten. Damit war das Ganze dann meist gegessen . Sicherlich wurde nach dem großen Moment durchaus darüber gesprochen aber es wurde nie der Haupt – Dreh – und Angelpunkt in unserer Beziehung. Was mich meist verblüffte das keine nach dem intimerem Kontakt der „wahren Größe des Mannes“ nachfragte oder gar nachtrauerte. Es verunsicherte mich sogar , denn ich dachte das es ihnen peinlich wäre oder sie es versuchten krampfhaft zu ignorieren. Als ich aber mal nach hackte war es wirklich so das es keine gestört hatte wieviel Centimeter ich in der Hose hatte.
Wie reagierte deine jetztige Partnerin auf die Wahrheit?
Im Februar 2001 lernte ich Nicole kennen. Ich muß dazu sagen das wir uns eigentlich schon seit Jugend an kannten. Sie war zu diesem Zeitpunkt 14 und ich gerade mal 19.Gemocht hatten wir uns damals schon doch deuten weshalb und aus was für einen Grund konnte es keiner so richtig. So verliefen unsere Treffen auf mehr freundschaftlicher Ebene und irgendwann verlor man sich ganz aus den Augen. Als ich 22 war und Niki 18 trafen sich unsere Wege erneut wieder und wir versuchten sogar eine Beziehung auf zu bauen. Meine Unzufriedenheit und meine Depressionen waren aber der Grund weshalb unsere Beziehung nach 6 Monaten zerbrach. Nicole lernte darauf bald ihren Mann kennen, heiratete und bekam ihren ersten Sohn. Hier und da hatten wir noch telephonischen Kontakt dann aber verloren wir uns abermals aus den Augen für gut 5 Jahre. Bis eben im Februar 2001 wo ein kleiner Anruf von meinem Handy auf ihr Handy alles schlagartig ändern sollte. Ab dem Zeitpunkt wo wir uns am Telefon das erstemal wieder hörten und uns anschließend das erstemal wieder trafen hatte ein jeder das Gefühl endlich am Ende einer langen Suche zu sein. Eine Art Nachhause kommen stellte sich bei einem jeden von uns ein. Nicole war begeistert als Sie erfuhr das ich den Schritt zur Angleichung gepackt hatte und seit Januar Hormone bekam. Von nun ab hatte ich jemanden an meiner Seite der mit allem was ich für die Zukunft als Christoph tat einverstanden war ohne mich zu fragen ob dies oder das auch wirklich gut für mich wäre. Denn das es mir gut tat erkannte sie schon mal daran das ich mich viel gelöster als zuvor verhielt , meine Deprianfälle so gut wie gar nicht mehr vorkamen und ich mich in vielen andren Wesensdingen positiv geändert hatte. In keiner Minute unseres Beisammenseins hat sich Niki niemals die Frage gestellt ob ich für sie einen wahren Mann darstellte oder sie selbst gar lesbisch wäre. Für Nicole war es immer schon von Anfang an klar : ich bin ein Mann ! Ohne wenn und aber , ohne langem unnötigen quälenden Hinterfragen.
Und immer wieder fügte sie mit einem liebevollem stolzen lächeln hinzu : „und dann auch noch MEIN Mann !“
Wann kommt der Zeitpunkt für eine Beziehung? Vor oder nach der Angleichung?
Dafür gibt es keine Vorschriften. Es kommt dabei immer auf dich an und wie du dich dabei fühlst wenn du mit einer Frau flirtest oder gar mehr daraus wird. Dann kommt es natürlich auch darauf an wie sie auf Dich reagiert. Im schlimmsten Fall gibt es einen Korb .Im besten Fall eine Hochzeit *lol*. Mir war es jedenfalls wichtig das meine Auserwählte keinen großen Wert auf die bestimmten cm in der Hose legte, denn eine geschlechtsangleichende Op im Genitalbereich kam für mich nie in Frage. War es dennoch ein springender Punkt für sie , war es zwar schmerzlich für mich , aber meist ließ ich die Finger von der Guten.
Wann man anfangen soll eine Beziehung ein zugehen kommt auch immer auf den Einzelnen an. Ich kenne Transmänner die leben seit Jahren mit ihren Frauen zusammen und haben den Schritt zur Angleichung innerhalb der Beziehung gemacht. Andere wiederum hatten für eine Beziehung noch gar keinen Kopf weil ihnen ihre eigenen Probleme fast schon zuviel waren. Wie hätten sie sich dann auf eine Frau konzentrieren können. Dann gab es da noch welche , wie meiner einer , der eben erst anfing zu turteln und zu flirten als die Hormone gewaltig anhand von Testospritzen brüllten. Wie wo und wann muß jeder selbst für sich wissen. Kommt Zeit, kommt Rat kommt , Weiblein an getrabt…oder so…